St. Matthäi-Kirche
Die Sankt-Matthäi-Kirche in Leisnig
Leisnig, auch “Stadt auf dem Berge” genannt, ist mit dem Turm der Stadtkirche St. Matthäi schon von weitem zu sehen. Diese Kirche mit dem seltenen Patrozinium des Matthäus wurde von 1460 – 1484 anstelle eines romanischen Vorgängerbaus (wahrscheinlich aus dem Jahr 1286) als dreischiffige spätgotische Hallenkirche errichtet. Das Kirchenschiff besitzt ein schönes Sterngewölbe, der Chorraum ein Netzgewölbe. Die Fenster haben unterschiedliches spätgotisches Maßwerk. Ca. 40 Steinmetzzeichen der Rochlitzer Steinmetzhütte lassen auf diese Bauhütte als Erbauer schließen (gleiche Steinmetzzeichen finden sich noch in der St.-Kunigunden-Kirche zu Rochlitz und am Brunnen der Burg Kriebstein).
1496 wird das Südportal mit reichgegliedertem Gewände errichtet, etwa gleichzeitig auch der Nordanbau (jetzt Sakristei), in dessen Obergeschoß sich die Ratsloge befindet.
1547 entgingen Stadt und Kirche dem Niederbrennen durch Kaiser Karl V. und dessen Truppen, die auf dem Weg zur Schlacht bei Mühlberg sich befanden.
1637 wird Leisnig durch die Schweden eingeäschert, die ganze Stadt brennt nieder bis auf das Kornhaus und ein angrenzendes Haus, die Kirche brennt aus, der Dachstuhl und der Turm brennen ab, die Gewölbe halten stand.
1638 wird der Taufstein wieder errichtet, ein Zeichen dafür, daß die Kirche wieder benutzt wird, der Wiederaufbau erfolgt 1639 – 1649, also noch während des 30jährigen Krieges.
1663/1664 wird der Altar von Valentin Otte (oder Otto) errichtet, die Bilder auf dem Altar malte Johannes Richter. Der 9 m hohe Altar stellt den 2. Artikel des Glaubensbekenntnisses dar, die Weihnachtsgeschichte als gemaltes Bild, unten das Abendmahl, in der Mitte der lebensgroße Schmerzensmann, links die Gebetsszene im Garten Gethsemane, rechts Jesus an der Geißelsäule, weiter oben gemalt links das alttestamentliche Bild von der Erhöhung der Schlange als Hinweis auf die Kreuzigung, rechts die Jona-Geschichte als Hinweis auf die Auferstehung, ganz oben Christi Himmelfahrt.
1862 wurde die Orgel von der Fa. Jehmlich (Dresden) eingebaut. [mehr zur Jehmlich-Orgel weiterlesen]
1891 wird anstelle der Barockhaube des Kirchturms ein 20 m höherer Turm mit gotischem Turmhelm errichtet.
1962 kommt die Kanzel aus der 1906 abgebrochenen Hainichener Stadtkirche in die Leisniger Kirche.
2002 – 2005 wurde es dank umfangreicher Förderungen von Land, Bund, Stadt und Landeskirche sowie zahlreicher Spenden von Gemeindemitgliedern möglich, den Kirchenraum zu renovieren und die Orgel zu restaurieren. Das moderne Prospekt wurde vom Dresdner Architekten Christian Möller entworfen. Dabei wurden die vorhandenen historischen Teile mit modernen Elementen kombiniert.
Luthers Freund Fues wurde 1529 als erster Superintendent in Leisnig eingeführt. Leisnig ist eine der ältesten Superintendenturen in Sachsen. Alle Superintendenten wurden in ununterbrochener Reihenfolge gemalt. An den Kirchenwänden hängen die Gemälde der Superintendenten der vergangenen Jahrhunderte.
Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Stadt Leisnig vom Kloster Buch aus geistlich betreut. 1519 wurde die Taufe in deutsch gehalten, reformatorische Gedanken breiteten sich aus. Nach Luthers zweimaligem Besuch in Leisnig entstand die Leisniger Kastenordnung. [mehr zur Leisniger Kastenordnung weiterlesen]
In den Sommermonaten ist der Haupteingang der Kirche tagsüber geöffnet, so dass man ausführliche Erklärungen sowie Wissenswertes zu Kirche und Gemeindeleben finden kann. Durch eine Gittertür ist der Blick in den Kirchenraum möglich.
Herzlich eingeladen sind Sie in die St. Matthäi Kirche zu den Gottesdiensten und den musikalischen Veranstaltungen.
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