Leisniger Kastenordnung
Zur Geschichte der Leisniger Kastenordnung
Bereits 1519, also zwei Jahre nach dem Thesenanschlag Luthers in Wittenberg, wurden hier in Leisnig evangelische Predigten gehalten und die Taufen in deutscher Sprache vollzogen, was seit 1524 auch mit der Feier des Altarsakraments geschah.
Außerdem berieten seit 1520 der Rat und Kirchenälteste der Stadt im Widerspruch zum drei Kilometer muldeaufwärts gelegenen Zisterzienserkloster Buch, das die Stellenbesetzungsrechte an der Leisniger Stadtkirche St. Matthäi wahrnahm, über die Neuordnung des Gottesdienstes und Gemeindelebens, sowie über die Einrichtung eines „gemeinen Kastens“, also einer Gemeindekasse im engeren oder einer evangelischen Sozialordnung im weiteren Sinne. Der Reformator Martin Luther weilte dazu 1522 und 1523 für jeweils fünf Tage in der Bergstadt und entsprach der Leisniger Bitte um Beratung mit drei wichtigen Schriften. So entstand hier vor Ort 1523 die „Leisniger Kastenordnung“.
Die Kastenordnung wurde über die reformatorischen Stadtkirchenordnungen zum Modell lutherischer Soziallehre im gesamten deutschsprachigen und nordeuropäischen Raum, später auch als Leitbild für eine freie evangelische Schule herangezogen und sogar ins Japanische übersetzt. Sie hält die Verpflichtung zu gemeinsamer öffentlicher Verantwortung aus dem Glauben heraus bis in die Neuzeit wach.