St. Aegidienkirche
Mit der deutschen Besiedlung des 12. und 13. Jahrhunderts, die große Teile des heutigen Freistaates Sachsen erfasste und durch die Stadt- und Dorfgründungen das Landschaftsbild nachhaltig prägte, ging eine intensive Kirchenbautätigkeit einher. Die Dorfkirche in Altenhof zeigt noch heute in eindrucksvoller Gestalt, wie die Kirchen jener Anfangsjahre aussahen. Es handelt sich um eine typische romanische Saalkirche und wurde vermutlich 1203 von dem Zisterzienser-Orden errichtet. Auch innen sind wesentliche Elemente dieser Bauzeit erhalten geblieben. Das Bauwerk besteht aus einem rechteckigen Langhaus, einem etwas schmaleren, ebenfalls rechteckigen Chor und einer halbrunden Apsis. Das Dach war noch nicht ganz so steil geneigt wie heute. Die Giebelansätze sind durch steinerne Konsolen betont, die aus dem Mauerwerk hervorragen.
Zu den romanischen Bauteilen gehört auch der Knauf, der das Halbkegeldach der Apsis bekrönt. Die Fenster muss man sich im ursprünglichen Zustand viel kleiner vorstellen. Die Kirche hatte schmale Fensterschlitze, die erst nachträglich zur heutigen Größe erweitert wurden.
Im Chor wurde bei der letzten Restaurierung ein altes Rundbogenfenster freigelegt. Die Fenstergewände, die in das dicke Mauerwerk einschneiden, tragen eine Bemalung. Durch weiße Fugen wurde ein steinernes Gewände vorgetäuscht. Die „Steine“ sind abwechselnd braun und ockergelb gefasst.
In Altenhof sind auch innen wesentliche Elemente der romanischen Saalkirchen erhalten geblieben, obwohl spätere Einbauten das Bild verändert haben. An den Saal, der schon immer eine flache Decke hatte, schließt sich der tonnengewölbte Chor an. Der Triumphbogen, der Langhaus und Chor trennt, ist durch Kämpfersteine hervorgehoben. Kämpfer – das sind vorspringende profilierte Platten – zeichnen auch den Apsisbogen aus.
Die Bauformen sprechen für eine Entstehung im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert. Leider ist aus diesen Jahren nur wenig bekannt. Durch ein Hochwasser wurde die Zisterzienser-Kirche im Kloster Buch zerstört und die Mönche fanden Zuflucht im „alten Hof“, dem heutigen Altenhof. Richtige Beweise aus jener Zeit fehlen dafür.
Belegt ist, dass Burggraf Heinrich I. von Leisnig 1192 das Kloster Buch stiftete und diesem Kloster das Dorf Buch mit einer Ägidienkirche zugewiesen wurde. Bekannt ist auch, dass Altenhof, wie der Name es sagt, ursprünglich ein Klostergut war. Aber ist die Altenhofer Kirche mit der Kirche des Dorfes Buch identisch, das 1192 ans Kloster überging? Oder ist der 1231 erstmals genannte Altenhof erst nach der Klostergründung angelegt worden? Wurde die Kirche also gebaut, als es das Kloster schon gab? Diese Fragen müssen offen bleiben.
Aber der Dachreiter, als Turm auf dem Kirchenschiff (welcher 1964 einen neue Eindeckung erhielt) deutet auf eine typische Bauform der Zisterzienser hin. Wie alt der steile Dachreiter genau ist, kann niemand sagen. Vielleicht gehört er dem späten Mittelalter an.
In diesem Dachreiter befinden sich drei Glocken. Die kleinste, mit 58 Zentimeter hohe Bronzeglocke, wurde vermutlich um 1300 gegossen und gehört damit zu den ältesten Kirchenglocken in Sachsen. Die Datierung ergibt sich aus ihrer hohen, schlanken Glockenform. Die aus Bronze gegossene Glocke trägt keine Inschrift, ist aber mit vier kleinen Reliefs verziert, die jeweils den Gekreuzigten mit Maria und Johannes zeigen. Die zwei anderen Bronzeglocken fielen der Waffenherstellung im Ersten und Zweiten Weltkrieg zum Opfer. 1964 wurde das Geläut durch zwei nach Altenhof gebrachte Glocken wieder ersetzt, von denen die kleinere 1699 für die Dorfkirche in Fürstenwalde bei Dippoldiswalde und die größere 1924 für die Zschoppacher Kirche gegossen wurde.
Die romanischen Saalkirchen hatten ursprünglich kein Gestühl. Die Menschen nahmen stehend an der heiligen Messe teil. Bänke und Emporen wurden erst nach der Reformation eingebaut, weil zum evangelischen Predigtgottesdienst am Sonntag üblicherweise die gesamte Dorfgemeinschaft kam und Plätze beanspruchte. Im Kirchenschiff haben sich diese Emporen in der zuletzt 1866 erneuerten Gestalt erhalten. Dagegen wurden die Bänke 1969 entfernt und durch Stühle ersetzt. Dadurch ist der Kirchenraum sehr variabel zu benutzen. In den 1980er Jahren erfuhr der Altarraum eine Umgestaltung, bei der die romanischen Elemente betont wurden. Das 1897 aufgestellte Altarbild mit der Auferstehung Christi wurde abgenommen. Es steht heute an der Chorwand. Die Orgel, die zum Gottesdienst spielt und die bis heute schon mehrmals restauriert werden musste, schuf 1866/67 der Orgelbauer W. E. Schmeisser aus Rochlitz. 1972 erfolgte die Außensanierung mit Trockenlegung des Mauerwerkes und Anfang der 90-iger Jahre wurden neue Doppelfenster aus Holz eingebaut.
Seit der Reformation, die sich 1529 in Leisnig und Umgebung durchsetzte, hat die Altenhofer Kirche evangelische Pfarrer, die auch für die Gottesdienste in der Kirche zu Klosterbuch zuständig waren. Der letzte ortsansässige Pfarrer, Siegfried Fleischer, war mit einer ungewöhnlich langen Amtszeit gesegnet. Er kam 1957 als Vikar nach Altenhof, wurde im Jahr darauf als Pfarrer angestellt und trat 1997 – nach 40 Dienstjahren – in den Ruhestand. Da er im Pfarrhaus wohnen blieb, konnte er die Gemeinde auch in den folgenden Jahren begleiten. 2008 starb er.
Im Jahr 2015 soll die Orgel restauriert werden. Um den genauen Umfang der Restauration festzustellen laufen derzeit die ersten Untersuchungen. Der Kostenvoranschlag liegt bei 30.000 Euro, ohne Elektriker– und Malerarbeiten.
Mitte 2020 wurden die Balkenauflagen in zwei Etappen freigelegt, Balken und Balkenschuhe ertüchtigt und eine Betonschwelle (mit entsprechenden Armierungseisen) gegossen sowie die alte, morsche Holztraufe ersetzt. Nach der Betonierung wurde der Boden mit neuer Dielung gangbar gemacht. Am 16.Dezember 2020 fand die neue Bekrönung statt. In der einen Kapsel sind die „Schätze“ verwahrt,
die bereits in der alten Kugel lagen, u.a. Zeilen von Pfarrer Fleischer. In der anderen Kapsel sind Euro- sowie Centstücke, eine Aufstellung der Baukosten, ein Bericht über das jetzige Leben
im Pfarrhaus sowie ein Bericht über die bewegende Zeit von der damaligen Baumaßnahme bis heute, verfasst von Ulrich Fleischer.
Im Frühjahr 2021 entstand der neue Glockenstuhl und die mittlere und die große Glocke konnte von Bernd Eulitz wieder samt Antrieben installiert werden. Ebenso wurde das Gerüst vom Turm und Dach zurückgebaut, die Gauben eingesetzt sowie die Nordseite verschiefert werden. Ebenso konnten die Elektriker Licht und Strom für Dachboden und Glocken installieren. Im November 2021 wollen wir gemeinsam mit allen, den Abschluss der Maßnahme Dachsanierung feiern und Gott danken, dass dieses umfangreichen Bauprojekt dank der Förderung aus dem Förderprogramm LEADER möglich geworden ist.
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